Donnerstag, 13. Mai 2010

Die 0. Dimension

Jeden Tag dieselben Sachen – zwar unzählige „politische Dimensionen“, aber wo bleibt das Ereignis? – in unseren Köpfen. Wir kategorisieren, selektieren und deuten pausenlos, wo es nur geht. Als mündige Lebewesen, so sagt man, sind wir in der Lage, die Welt nach unserem Ermessen zu deuten: Wer keine Meinung hat, dem wird in etwa die Hälfte seiner Beurteilungs-Fähigkeit abgesprochen. Das Accessoire „Meinung“ ist schließlich unabdingbar, um sich in einer demokratischen Gesellschaft voller Individualisten profilieren zu können. Man beachte: Inhalte liegen nicht gerade im Trend.

Und weil wir so beschränkt sind, kommt nach dieser These eine Meinung: Wir haben keine Deutungshoheit, die Deutung hat Hoheit über uns. Für mich hat dieses Wort zumindest eine ganz neue Bedeutung bekommen, nur weil ich mal eine Woche lang gründlich Zeitung gelesen habe. Vielleicht auch nur, weil ich mehr von der Welt erwartet habe. Das wäre dann einfach jugendlicher Leichtsinn, aber immerhin.

Wir merken es nicht einmal, wenn wir deuten. Wir merken vor allem nicht, wie unser Sichtfenster immer kleiner wird: Es werden Türen zu Welten verschlossen deren Tatsachen so starke - wie heißt das schöne Wort noch - „Dimensionen“ haben,dass sie ganz alleine für sich stehen können. In dieser Welt würden wir die interessantesten Menschen kennen lernen, die amüsantesten Geschichten hören. Wenn wir nur anders denken würden!

Aber vielleicht gibt es einen Schlüssel zu dieser Welt: Du kannst niemals alles wissen, aber fragen kannst du alles. Um über die Grenzen von Auslegung und Darstellung hinauszukommen, frag dich immer wieder: Was ist das? Ganz nebenbei wirst du auch merken: Die Intelligenz eines Menschen erkennt man nicht an dem, was er weiß, sondern an den Fragen, die er stellt.

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